F-35: Der neue Atombombenträger der Luftwaffe Deutschlands
Der erste nennenswerte Posten des 100 Milliarden Sondervermögens, das angesichts des brutalen Angrioffs Russlands auf die Ukraine für die Bundeswehr bereit gestellt wird, kommt der Luftwaffe Deutschlands zugute.

Von Wolfgang Will
Denn sie wird anstelle der in die Jahre gekommenen „Tornado“-Kampfbomber mit F-35-Düsenjägern ausgerüstet. Dieses modernste Kampfflugzeug der Welt hat natürlich seinen Preis: Etwa 78 Millionen Dollar pro Maschine. Angeschafft werden – zunächst – 35 Maschinen. Die Wahl fiel aus vielen Gründen auf die F-35.
Der entscheidendste davon: Die F-35 aus dem Hause Lockheed Martin USA ist als möglicher Kernwaffenträger bereits zertifiziert. Bei anderen angebotenen Modellen müsste das erst erfolgen, was sehr zeitaufwändig ist.
Deutschland hat auf den Besitz von Atomwaffen verzichtet. Aber jede Regierung seit Gründung der Bundesrepublik (23. 5.1949) hat sich innerhalb der NATO zum Konzept „nukleare Teilhabe“ entschieden und ausdrücklich verpflichtet. Das bedeutet: Deutschland ist in den entscheidenden Atomgremien als Berater vertreten und darf mitentscheiden. Etwa bei der Auswahl von Zielen im Kriegsfall. Vor allem aber stellt die Deutsche Luftwaffe Maschinen zur Verfügung, die Kernwaffen in ihre Ziele bringen können – und: Diese Nuklearwaffen sind auf deutschem Boden stationiert, aber das unter ausschließlich amerikanischer Bewachung und Sicherheitskonzeption. Dafür gibt es das Kernwaffenlager Büchel in der Eifel, wo 20 Sprengkörper liegen. Jeweils die gleiche Anzahl findet sich u.a. in Lagern Belgiens, Italiens und der Niederlande.
Schon in den Sechziger Jahren – also während der gefährlichsten Zeit des Kalten Krieges – hatte die noch junge Deutsche Luftwaffe mit der Lockheed F-104 „Starfighter“ einen Kernwaffenträger. Der Abwurf von Atombomben wurde damals auf dem Stützpunkt Decimomannu/Sardinien trainiert. Die Bundeswehr besaß seinerzeit 916 (916!) dieser Kampfbomber. Innerhalb der ersten 18 Monate stürzten 44 ab. Etwa ein Drittel aller Maschinen gingen letztlich verloren. 116 Piloten kamen ums Leben. Der „Starfighter“ wurde deshalb auch als „Witwenmacher“ bezeichnet. Einer der 104-Piloten damals war der Düsen-erfahrene Mano Ziegler (Jahrgang 1925). Bei der Hitler-Luftwaffe gehörte er zu jener Handvoll Piloten, die den ersten Düsenjet der Welt, die Me 163 Messerschmitt, erprobten. Ziegler zur „Starfighter“-Katastrophe: “Es war weniger die Maschine – es lag an der schlechten und zu hektischen Ausbildung der deutschen Piloten“
Und jetzt die F-35. Wieder aus dem Hause Lockheed. Eine Tarnkappenmaschine, die kein gegnerisches Radar aufspüren kann. Kampferprobt seit 2018 bei der Israelischen Luftwaffe. Die US-Streitkräfte wollen bis 2044 an die 400 F-35 anschaffen. Von der F-35 sind fast 500 Exemplare auf weltweit etwa zwei Dutzend Basen stationiert. Fast 800 Piloten besitzen eine Fluglizenz für die F-35.
Wolfgang Will arbeite jahrelang als Auslandskorrospodent für den Axel-Springer-Verlag und als Chefredakteur u.a. in New York
Autor: Wolfgang Will
Bild Quelle: Archiv
Donnerstag, 02 Juni 2022