Die Illusion der vollständigen Datenlöschung

Die Illusion der vollständigen Datenlöschung


Während viel Aufmerksamkeit auf den Schutz der Online-Identität gelegt wird, ist ein häufig übersehenes Detail der Schutz von Daten, die lokal auf dem eigenen Computer gespeichert sind.

Die Illusion der vollständigen Datenlöschung

Wenn wir von Datenlöschung sprechen, denken viele sofort an den Papierkorb auf ihrem Desktop oder die Funktion „Datei löschen“. Was die meisten jedoch nicht wissen, ist, dass „gelöscht“ in diesem Kontext nicht wirklich „verschwunden“ bedeutet.

Im Grunde handelt es sich bei der Löschung einer Datei meist nur um die Entfernung des Verweises auf diese Datei im Dateisystem des Computers. Die eigentlichen Daten bleiben weiterhin auf der Festplatte erhalten, bis sie durch neue Daten überschrieben werden. Und selbst dann kann ein versierter Datenforensiker oft noch Fragmente wiederherstellen.

Es gibt spezielle Software-Tools, die eine Datei mehrmals überschreiben, um eine Wiederherstellung zu erschweren oder unmöglich zu machen. Aber selbst diese Methode ist nicht absolut sicher, insbesondere wenn man bedenkt, dass moderne Speichermedien wie SSDs (Solid-State-Drives) eine Technologie namens „Wear Leveling“ verwenden. Diese Technologie verteilt Schreibvorgänge gleichmäßig über die Speicherzellen, um deren Lebensdauer zu verlängern, was die mehrfache Überschreibung einer spezifischen Datei erschwert.

Das bedeutet, dass alle Online-Schutzmaßnahmen, sei es durch VPN, TOR oder spezielle Browser-Einstellungen, potenziell nutzlos werden, wenn einmal der Verdacht entsteht und Zugang zum physischen Computer erlangt wird. In solchen Fällen können Ermittler die „gelöschten“ Dateien und Daten wiederherstellen und verwenden.

Die komplette Anonymität und Datensicherheit ist somit eine Illusion, solange der physische Schutz des Geräts und der darauf gespeicherten Daten vernachlässigt wird. Dies unterstreicht die begrenzte Wirksamkeit der Online-Schutzmaßnahmen und die Notwendigkeit, umfassendere Schutzstrategien zu entwickeln und anzuwenden.

Diese Überlegungen rücken die Sorge um die Meinungsfreiheit und den Datenschutz in ein neues Licht. Wie weit sollte man gehen und wie viel Aufwand sollte man betreiben, wenn die vollständige Sicherheit ohnehin nicht garantiert werden kann? Es bleibt ein Drahtseilakt, bei dem man sich ständig der eigenen Verwundbarkeit bewusst sein muss.


Autor: Andreas Krüger
Bild Quelle: Symbolbild


Montag, 18 September 2023

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