Volkswagen erneut im Fokus der Ermittler: Gehaltsaffäre wirft Fragen über die Unternehmenskultur auf
Die Durchsuchung der Wolfsburger Volkswagen-Zentrale durch die Staatsanwaltschaft legt erneut den Fokus auf die Praktiken des Automobilriesen. Diesmal geht es um angeblich zu hohe Betriebsratsgehälter. Was sagt dieser Fall über die Unternehmenskultur bei VW aus?

Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hat erneut in der Wolfsburger Zentrale von Volkswagen zugeschlagen. Dieses Mal steht das Unternehmen wegen angeblich überhöhter Gehälter für Betriebsräte im Visier der Ermittler. Im Zentrum der Kontroverse steht der ehemalige Betriebsratsboss Bernd Osterloh, dessen Jahresgehalt von 750.000 Euro (ohne Bonuszahlungen) für Aufsehen sorgt. Aber was bedeutet diese neue Ermittlung für den Automobilriesen?
Vier Manager des Konzerns, darunter die damaligen Personalvorstände Karlheinz Blessing und Horst Neumann, mussten sich bereits 2021 vor dem Landgericht Braunschweig wegen Untreue verantworten. Obwohl sie freigesprochen wurden, wurden die Freisprüche vom Bundesgerichtshof kassiert, weshalb der Fall neu aufgerollt werden muss.
Diese jüngsten Ermittlungen werfen ernsthafte Fragen über die Unternehmenskultur bei Volkswagen auf. Ist es legitim, dass Betriebsratsmitglieder solch hohe Gehälter erhalten, und wenn ja, unter welchen Bedingungen? Dies ist ein brisantes Thema, nicht nur für Volkswagen, sondern für alle Unternehmen, die mit ähnlichen Governance-Fragen konfrontiert sind.
Die Durchsuchungen bei VW und in vier Privatwohnungen haben Dokumente und Daten ans Licht gebracht, die laut Staatsanwaltschaft gegen das Begünstigungsverbot des Betriebsverfassungsgesetzes verstoßen könnten. Das Unternehmen hat in einer Stellungnahme seine volle Kooperation mit den Ermittlungsbehörden zugesagt, während der Betriebsrat die widersprüchliche Rechtsprechung kritisiert.
Interessant ist hierbei die Forderung des Betriebsrats nach einer gesetzlichen Klarstellung. Laut einem Sprecher des Betriebsrats steht man arbeitsrechtlich im Risiko, während man gleichzeitig strafrechtlich belangt werden kann. Dieser Zustand schafft nicht nur rechtliche Unsicherheiten, sondern auch ein Klima der Unsicherheit innerhalb des Unternehmens und seiner Arbeitnehmervertretungen.
Dieser Fall wirft auch ein Schlaglicht auf die Kluft zwischen der Unternehmensführung und der Arbeitnehmervertretung in Deutschland. Während die Manager hohe Gehälter und Boni erhalten, werden nun die Gehälter von Dutzenden Betriebsräten nach dem Urteil des Bundesgerichtshofs gekürzt. Diese Entwicklung könnte in der deutschen Unternehmenslandschaft für ein Umdenken sorgen und die Frage nach der angemessenen Vergütung von Betriebsräten wieder auf die Agenda bringen.
Autor: David Müller
Bild Quelle: Symbolbild
Mittwoch, 27 September 2023